Rhein-Neckar-Zeitung, 07.09.2007

 

Linker will „ganz normaler” Lehrer werden

Aber nach seiner Einstellung möchte Csaszkóczy weiter gegen Berufsverbote kämpfen

Von Holger Buchwald

 

Auch wenn sein eigener Fall am Ende glücklich ausging, will sich der linke Re­alschullehrer Michael Csaszkóczy weiter gegen Berufsverbote en­gagieren. „Das Thema ist für mich noch nicht erledigt”, sagte er der RNZ. Er ha­be durch seine Geschichte viel Kontakt mit Leuten geknüpft, die in den 70er und 80er Jahren Opfer von Berufsverboten wurden. „Es bestehen nach wie vor die rechtlichen Grundlagen dafür - und die müssen abgeschafft werden.” Außerdem gehöre es auch zur Aufarbeitung der Ge­schichte der Bundesrepublik, die Opfer der Berufsverbote zu entschädigen.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte am Mittwoch überraschend be­kannt gegeben, dass der linke Lehrer nun doch bereits zum kommenden Schuljahr unterrichten dürfe (wir berichteten). Eine Übernahme in den Schuldienst war ihm seit August 2004 wegen seiner Aktivitäten in der Antifaschistischen Initiative Heidel­berg versagt wor­den. Am Ende siegte er aber vor dem Ver­waltungsgerichtshof. Csaszkóczy war gerade im Urlaub in Kroatien, als ihn sein Anwalt über seine Einstellung unterrichtete. Er habe nicht mehr mit der positiven Entscheidung ge­rechnet, sagte er gestern.

Inzwischen ist der 37-Jährige wieder in Heidelberg. Es blieb keine Zeit zu fei­ern, jetzt geht der Stress richtig los. Er

muss sämtliche Papiere wie Gesund­heits- und polizeiliches Führungszeugnis bis Montag zu seinem ersten Arbeitstag zusammentragen. „Ich werde mich bemü­hen, ein normales Lehrerdasein zu füh­ren”, sagte Csaszkóczy. Auch in den letz­ten drei Jahren habe er mit Jugendlichen gearbeitet, so organisierte er zum Beispiel mit dem Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma Stadtführun­gen zur nationalsozialistischen Vergan­genheit Heidelbergs. Er glaubt nicht, dass er an seinem neuen Arbeitsplatz mit Eltern oder Schülern Probleme bekom­men werde. Während seiner Zeit als Refe­rendar habe er nur positive Rückmeldun­gen erhalten. Nur eines ärgert Csasz­kóczy. Er habe vom Regierungspräsidium noch kein Wort des Bedauerns gehört. Der 37-Jährige will sich weiter in der An­tifaschistischen Initiative engagieren.